Praxis für Mind-Body-Medizin & Neurofeedback

Mind-Body-Medizin & Neurofeedback

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Das „Feedback“ beim Neurofeedback – wie ist es zu beeinflussen?
08.10.2024 12:46

Was passiert eigentlich während eines Neurofeedback-Trainings?

Eine reguläre Neurofeedback-Sitzung läuft so ab: In einem kurzen Vorgespräch rekapitulieren Therapeut und Klient die Wirkung der letzten Sitzung und insb. wird abgefragt, wie der Klient sich am Abend des Trainingstages gefühlt und wie er geschlafen hat und wie es ihm am Tag danach ging. Insg. misst sich der Erfolg des Trainings nicht nur daran, ob eine messbare Veränderung der Gehirnwellen stattfindet, sondern natürlich auch, wie sich der Klient subjektiv fühlt und ob sich sein Beschwerdebild verbessert.

Danach wird der Klient an die Neurofeedback-Geräte angeschlossen. Dazu bekommt er Elektroden am Kopf befestigt; diese werden entweder unter eine Haube geklemmt oder mit einer Paste vorübergehend „angeklebt“. Die Position der Elektroden am Kopf ist abhängig von den Gehirnregionen, die trainiert werden sollen. Die Elektroden sind mit einem Verstärker verbunden, der wiederum an den Therapeuten-PC angeschlossen ist. Über eine spezielle Software wird so ein EEG (Elektroenzephalogramm) ausgelesen, das als Grundlage für das Feedback dient.

Was ist das „Feedback“, durch das sich Gehirnwellen verändern sollen?

In der Software wird festgelegt, wie die Gehirnwellen sich verhalten sollen, bzw. wofür eine Belohnung in Form eines positiven Feedbacks erfolgt. Z.B. könnte bei einem Angstpatienten entschieden werden, dass er am Hinterkopf im sog. Parietalbereich mehr von der Frequenz Alpha und weniger von den Frequenzen Theta und High-Beta produzieren soll. Immer, wenn das Gehirn diese drei Voraussetzungen erfüllt (Alpha über der festgelegten Schwellen sowie Theta und High-Beta darunter), erhält es ein positives Feedback.

Ein positives Feedback erfolgt in Form von sensorischem Input, der als angenehm oder wünschenswert empfunden wird. Dies kann Musik sein, die lauter und leiser wird (auditives Feedback), ein Film, der heller und dunkler wird oder ein einfaches Computerspiel, dass nur gewonnen werden kann, wenn genug positives Feedback akkumuliert wird (auditives und visuelles Feedback) oder ein Kuscheltier, das anfängt zu vibrieren (taktiles Feedback).

Kann der Klient das Feedback bewusst steuern?

Am Anfang des Trainings wahrscheinlich nicht. Die überwiegende Mehrheit der Klienten berichtet, dass ihnen das Feedback zufällig und willkürlich vorkommt und sie es nicht wirklich beeinflussen können. Im Verlauf des Trainings, d.h. nach mehreren Sitzungen, kann man den Dreh raus bekommen, indem man z.B. Entspannungstechniken anwendet oder langsam lernt, sich in einen bestimmten inneren Zustand zu versetzen, der dabei hilft, dass Feedback zumindest teilweise zu steuern. Dieser „innere Zustand“ ist sehr abstrakt und kann nicht in Worten beschrieben werden - der Therapeut kann hier nur bedingt Anleitung geben. Der Klient kann durch seine sensible Selbstwahrnehmung herausfinden, was er zu tun hat, was er innerlich tun oder lassen sollte.

Was, wenn das Feedback nicht bewusst gesteuert werden kann? Ist das Training dann umsonst?

Nein. Das Interessante am Neurofeedback ist, dass das Gehirn unterbewusst immer einen Trainingsprozess durchläuft auch wenn der Klient es nicht bewusst schaffen sollte, das Feedback zu beeinflussen. Das Gehirn weiß, was es zu tun hat und findet schnell heraus, dass das gebotene Feedback nicht zufällig ist, sondern unmittelbar mit dem Verhalten des Gehirns zusammenhängt. Als Gegenreaktion beginnt nun das Gehirn sich dem Feedback anzupassen, weil es darauf abzielt, immer mehr positives Feedback zu erhalten.

Was kann der Klient tun, um am meisten von einer Neurofeedback-Sitzung zu profitieren?

Wie bei jeder Form von Psychotherapie ist die Mitarbeit des Klienten ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Maßnahme. Dabei ist es jedoch wichtig, dass der Klient nicht versucht, ein bestimmtes Ergebnis zu erzwingen oder den Prozess übermäßig zu kontrollieren. Tatsächlich kann ein positives Ergebnis der Therapie nicht erzwungen werden – im Gegenteil: starke Kontrollversuche können ein mögliches Ergebnis sogar verschlechtern.

Besser ist es, der Klient lässt sich bewusst, jedoch entspannt auf den Vorgang ein und agiert wie ein neugieriger Beobachter. Dies ist für ihn auch eine Möglichkeit, die Unterschied zwischen aktiver Mitarbeit und ungesunder Kontrolle zu erlernen.

Im Fall eines Film-Feedbacks würde das bedeuten, dass sich der Klient zunächst auf den Inhalt des Films einlässt und diesen aufmerksam beobachtet. Das darübergelegte Feedback, in Form eines Dimmers, der heller und dunkler wird, ist das Signal für das Gehirn, ob es gerade die gewünschten Frequenzen produziert oder nicht. Zunächst kann der Patient das Feedback (heller/dunkler) nur hinnehmen, ohne sich davon großartig vom Inhalt des Films ablenken zu lassen. In diesem Fall zielt der Filminhalt auf die bewusste Wahrnehmung ab und das Hell-Dunkel-Feedback auf die unbewusste Wahrnehmung, die im Hintergrund abläuft.

Der Klient beobachtet zunächst, was passiert und kann dann verschiedene äußere und innere Vorgänge ablaufen lassen um zu versuchen, das Feedback mitzusteuern. Äußere Vorgänge wären z.B. das Einnehmen einer entspannten und ruhigen Körperhaltung, Lockerlassen der Schultern und ruhige, tiefe, regelmäßige Atmung. Innere Vorgänge wären z.B. der Versuch, unangenehmes Gedankenkreisen durch angenehme oder zumindest neutrale Gedanken zu ersetzen oder indem man sich völlig auf das Feedback einlässt und davon die bewusste Gedankenwelt dominieren lässt. 

Auch außerhalb des Trainings kann der Klient versuchen, die Wirkung durch den sog. Alltagstransfer bewusst zu instrumentalisieren. Wenn nun der beispielhaft genannte Angstpatient innere Unruhe empfindet und Schwierigkeiten hat, sich zu regulieren, kann er versuchen, sich an das Neurofeedbacktraining zu erinnern und in das Setting hineinzuversetzen: die Praxisräumlichkeiten, den bequemen Stuhl, den Bildschirm vor sich, das Feedback – und so im Gehirn die Vorgänge zu aktivieren, die vom Training in der Praxis angestoßen werden. Dies kann bei der Beruhigung und Selbstregulation unterstützend wirken.

Positives Feedback – was noch zu beachten ist

Irrtümlicherweise nehmen manche Klienten an, Ziel eines Neurofeedbacktrainings sei es, so viel positives Feedback wie möglich zu generieren, wenn nicht sogar 100 %. Dies ist jedoch nicht möglich und auch nicht gewünscht: Zum einen wird sich die Schwierigkeitsstufe des Trainings der Hirnleistung anpassen, sodass der Anteil des positiven Feedbacks i.d.R. nie mehr als 80 % beträgt. Zum anderen lernt das Gehirn nicht nur vom positiven Feedback, sondern auch vom Ausbleiben des selbigen: es lernt sowohl, was es tun, als auch, was es nicht tun soll. Beides ist gleichermaßen wichtig.

Manche Trainigseinheiten werden sehr erfolgreich sein und andere werden eher zäh verlaufen. Das ist sowohl tagesformabhängig als auch der natürliche Verlauf jeder Form von Training: es geht ständig auf und ab, jedoch mit einer allgemein steigenden Erfolgstendenz.

Das Ziel des Trainings liegt nicht im „Gewinnen“ von so viel positivem Feedback wie möglich, sondern in dem Lernprozess, den das Gehirn dabei durchläuft.

Damit der Klient am meisten von seinem Feedback profitieren kann, sollte er folgendes beobachten:


  • Lassen Sie sich vor Aufnahme des Trainings von Ihrem Therapeuten über das Training, die Inhalte und die Wirkungsweise aufklären und versuchen Sie, die Vorgänge so gut wie möglich zu verstehen
     

  • Neurofeedback erfordert zwar eine spezielle Weiterbildung, jedoch können viele Aspekte auch laienverständlich erläutert werden
     



  • Das Neurofeedback-Training sollte regelmäßig mind. 1x wöchentlich stattfinden und insg. mind. 15-30 Einheiten umfassen


     





  • Vor oder während des Trainings sollte auf ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden




     







  • Der Trainingsraum sollte gut gelüftet sein, um die Gehirnfunktion durch optimale Sauerstoffzufuhr zu unterstützen






     









  • Ausreichender Schlaf ist essenziell für die Lern- und Anpassungsfähigkeit des Gehirns, also achten Sie auf einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus. (Falls Sie Neurofeedback wegen einer Schlafstörung in Anspruch nehmen, versuchen Sie, täglich um die gleiche Zeit schlafen zu gehen und führen Sie ein Schlafprotokoll, um den Trainingserfolg nachvollziehen zu können)








     











  • Wenn Ihnen mehrere Feedback-Arten oder -Inhalte zur Auswahl stehen, entscheiden Sie sich für das, das Sie am meisten interessiert und Ihnen Spaß macht – so optimieren Sie den möglichen Belohnungseffekt










     













  • Lassen Sie sich während des Trainings auf das Feedback ein und versuchen Sie es zu steuern ohne unbedingt ein positives Ergebnis erzwingen zu wollen












     















  • Beobachten Sie sich selbst wie ein neugieriger Forscher und versuchen Sie herauszufinden, was ihn Ihnen passiert, wenn das Feedback jeweils positiv wird oder wenn das positive Feedback ausbleibt














     

















  • Nutzen Sie Erinnerungstechniken, um für das Neurofeedback einen Alltagstransfer zu erzielen - Ihr Therapeut kann Ihnen dazu Tipps geben
















     



















  • Machen Sie sich Notizen darüber, wie sie sich jeweils unmittelbar vor und nach einer Trainingseinheit fühlen, wie sie in der Nacht danach geschlafen haben und wie der nächste Tag für Sie verlief. Achten Sie jeweils auf die Beschwerden, die Sie durch Neurofeedback verbessern wollen und notieren Sie sich deren Verlauf (Beschwerden verbessert, verschlechtert, treten häufiger oder seltener auf, haben sich verschoben usw.)




















     

Je aktiver Sie sich in Ihr Training einbinden, desto höher sind die Erfolgschancen.

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